Ausflug im neuen Mazda 6

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Lissabon (Portugal), 21. Januar 2013 – Ein dröges Design kann man den Mazda-Mittelklassemodellen schon länger nicht mehr vorwerfen. Der neue Mazda 6 soll aber nicht nur mit elegantem Design, sondern auch mit ungewöhnlichen Technik-Ansätzen überzeugen. Eine Ausfahrt mit der Limousine sollte zeigen, wie gut das gelungen ist.

Lange Limousine

Bereits 2011 gab die Studie Takeri einen konkreteren Ausblick auf den künftigen Mazda 6. Erfreulicherweise haben es viele Designelemente der beiden Studien bis ins Serienmodell geschafft. Charakteristisch sind die geschwungenen Linien, ein paar wenige Kanten, weit in die Karosserie gezogene Leuchten und vergleichsweise kleine Fensterflächen. Die Limousine mit ihrem elegant abfallenden Dach erinnert an ein viertüriges Coupé, die bei anderen Herstellern ja gerade hoch im Kurs liegen. Die Schrägheckvariante wurde ersatzlos gestrichen, zur Wahl stehen nur noch Limousine und Kombi.

Die Limousine ist 6,5 Zentimeter länger als der Kombi, der Radstand beträgt sogar acht Zentimeter mehr. Begründet wird dies unter anderem damit, dass Limousinen-Käufer mehr Wert auf die Nutzung des Fonds legen würden. Was hierzulande etwas merkwürdig klingen mag, hat mit Blick auf Wachstumsmärkte wie China durchaus Sinn. Dort sind Limousinen mit viel Beinfreiheit im Fond gefragt. Die Hersteller tragen diesem Wunsch zunehmend Rechnung, wie beispielsweise die Langversion des BMW Dreier zeigt, die es nur für den chinesischen Markt gibt.

In Deutschland werden sich dagegen voraussichtlich zwei von drei Käufern für den Kombi entscheiden, den wir im Oktober schon gefahren sind. In der viertürigen Limousine können sich Passagiere jedenfalls über reichlich Bein- und ausreichend Kopffreiheit freuen. Der hintere Mittelsitz dient nicht wie bei vielen anderen Autos nur als Platz für die Armlehne oder als Notsitz, sondern ist dank weicher Polsterung auch auf längeren Strecken nutzbar.

Gut verarbeitet

Der Kofferraum fasst im Normalzustand 489 Liter Gepäck – angesichts der äußeren Abmessungen ein eher bescheidener Wert. Nach dem Umlegen der Rücksitzlehnen entsteht eine ebene Ladefläche. Wie der Mazda CX-5 besitzt auch der Mazda 6 ein ansprechend gestaltetes Interieur. Die verwendeten Materialien hinterlassen einen hochwertigen Eindruck, allein einige Spaltmaße – etwa in der Türverkleidung – fallen etwas zu groß aus. Am Armaturenbrett finden sich Schalter und Knöpfe dort, wo man sie erwartet. Das Bedienkonzept mit Dreh-/Drück-Knopf in der Mittelkonsole ist ebenfalls intuitiv. Der zugehörige Bildschirm ist angenehm hoch platziert, die Bildschirmgröße (5,8 Zoll in der Diagonalen) und die grafische Darstellung ist bei anderen Herstellern aber schon eine Stufe weiterentwickelt. Auch die optische Integration gelingt Konkurrenten zum Teil besser. Dafür stimmt bei Mazda der Preis: Das Bediensystem ist ab der mittleren Ausstattungslinie Center-Line Serie, für das integrierte Navigationssystem mit TomTom-Technologie werden lediglich 500 Euro extra fällig.

Skyactiv-Technologien

Mazda setzt mit seinen den Skyactiv-Motoren bewusst auf Lösungen, die sich von den Konkurrenten unterscheiden. Bei der neuen Motorengeneration setzen die Japaner nicht wie die meisten Hersteller auf Downsizing. Bei den Skyactiv-Motoren arbeiten Benziner und Diesel mit demselben Verdichtungsverhältnis von 14:1. Das heißt, bei den Benzinern wird die Verdichtung massiv erhöht, bei den Dieseln verringert. Normalerweise würde ein Benziner bei diesem Wert „klopfen“, der Selbstzünder jede Menge Ruß liefern. Mazda musste also einigen Aufwand betreiben, um diese Nachteile zu umgehen. Der Lohn soll in geringerem Verbrauch und guten Abgaswerten liegen. Tatsächlich schaffen zumindest die Dieselmotoren schon jetzt die Euro-6-Norm.

Sparsam in der Praxis

Für den 2,2-Liter-Diesel mit 150 PS in der Limousine gibt Mazda im NEFZ lediglich 3,9 Liter auf 100 Kilometer an. Wer vorausschauend fährt, kann tatsächlich einen Wert mit einer Vier vor dem Komma realisieren. In der Basisversion wird der Mazda 6 mit einem Zweiliter-Benziner mit 145 PS geliefert. Diese sehr leise und laufruhige Maschine treibt die nur 1375 Kilogramm schwere Limousine ohne Enthusiasmus, aber ausreichend schnell an. Geht es allerdings bergauf, zeigt sich der Vierzylinder ohne Aufladung etwas schwach auf der Brust. Die Folge ist viel Schaltarbeit, um den Motor auf Trab zu halten. Die knackige, präzise Sechsgang-Schaltung erleichtert dem Fahrer diese Arbeit. 5,5 Liter geben die Japaner im NEFZ als Durchschnittsverbrauch an. Die auf unserer Ausfahrt per Bordcomputer ermittelten 7,2 Liter bei durchaus forscher Fahrweise können sich ebenso sehen lassen. Als weitere Motoren stehen Benziner mit 165 und 192 PS sowie ein 175-PS-Diesel zur Verfügung.

Zu den Spritsparmaßnahmen gehören auch ein serienmäßiges Start-Stopp-System und das Bremsenergie-Rückgewinnungssystem i-Eloop. Es ist für alle Motoren bis auf den Basisbenziner erhältlich, die Dieselmodelle sind serienmäßig damit ausgestattet. Bremst der Fahrer, wird die durch die Verzögerung gewonnene Energie in einem Kondensator gespeichert und für den Betrieb der elektrischen Verbraucher wie Klimaanlage oder Audiosystem benutzt. Das soll Kraftstoff sparen – laut Mazda bis zu zehn Prozent.

Der Mazda 6 liegt tadellos auf der Straße, ist nicht zu hart und nicht zu weich gefedert und bietet hohen Reisekomfort. Allein auf schlechte Straßen mit vielen Querrillen reagiert das Fahrwerk etwas stuckerig, doch insgesamt überzeugt die Mittelklasse-Limousine auch in dieser Kategorie.

Kaum eine Wahl

Ab 2. Februar 2013 kommt der neue Mazda 6 zu den deutschen Händlern – zeitgleich als Limousine und als Kombi. Beide Karosserievarianten kosten gleich viel. Los geht's bei 24.990 Euro für den 145-PS-Benziner in der Basisausstattung Prime-Line. Hier sind unter anderem eine Klimaanlage, 17-Zoll-Alus und ein CD-Radio inbegriffen.

Die Center-Line-Ausstattung für 2000 Euro mehr bringt zusätzlich Klimaautomatik, Tempomat, Bluetooth-Freisprecheinrichtung und einen City-Notbremsassistenten mit. Weitere Extras – darunter ein Totwinkelwarner, ein Spurhalteassistent und Bi-Xenonscheinwerfer – können über zwei Pakete hinzugebucht werden. Wie bei vielen Japanern lässt sich auch der Mazda 6 nur sehr begrenzt frei konfigurieren. Für die Basisausstattung Prime-Line gibt es als Extra nur eine Metallic-Lackierung. Wer beispielsweise ein Schiebedach haben möchte, muss zur teuersten Version greifen und dazu die Ledersitze ordern.