USA: Erster neuer Atomreaktor seit 30 Jahren im kommerziellen Betrieb

Mit Block 3 des Atomkraftwerks Vogtle im Bundesstaat Georgia ist nach 30 Jahren erstmals wieder ein neuer Atomreaktor in den kommerziellen Betrieb gegangen.

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Ein Blick auf den Standort Vogtle mit dem neuen Reaktor in der Mitte aus dem Juli 2023

(Bild: Georgia Power)

Lesezeit: 2 Min.

In Waynesboro im US-Bundesstaat Georgia ist der erste komplett neu konstruierte Atomreaktor seit mehr als 30 Jahren in den kommerziellen Betrieb gegangen. Der Druckwasserreaktor Vogtle 3 hat eine Leistung von 1100 MW, Baubeginn war im März 2013.

Betreiber Georgia Power plant bereits, einen weiteren Reaktor am Standort Vogtle in Betrieb zu nehmen. Block 4, wie Block 3 ebenfalls ein DWR / AP-1000, werde voraussichtlich Ende dieses Jahres oder im Lauf des ersten Quartals 2024 in Betrieb gehen, teilte das Unternehmen mit.

Den Anteil seiner Kosten für den Ausbau des AKW Vogtle beziffert Georgia Power auf 10,2 Milliarden US-Dollar (9,3 Milliarden Euro). Zuvor waren sie auf 7,3 Milliarden US-Dollar veranschlagt worden. Weiter an Block 3 und 4 beteiligt sind MEAG Power und Dalton Utilities. Ebenfalls beteiligt war die damalige Toshiba-Tochter Westinghouse Electric, die aber im März 2017 insolvent wurde. Insgesamt hatten sich Genehmigungsverfahren und Fertigstellung um etwa sechs Jahre verzögert, zuletzt wegen fehlender Inspektionsunterlagen.

Georgia-Power-Chef Kim Greene pries den neuen Reaktor trotz jahrelanger Verspätung und immensen Kosten als "beeindruckendes Beispiel" für Georgias zuverlässige und widerstandsfähige Energiezukunft. Wenn Block 4 in Betrieb gegangen sein wird, sei das AKW Vogtle der größte Standort seiner Art in den USA. Laut Georgia Power sind die zwei Reaktoren momentan die einzigen, die in den USA fertiggestellt werden. Der Standort ist benannt nach Alvin W. Vogtle, früherer Chef des Energieunternehmens Southern Company, der Firmenmutter von Georgia Power.

Die USA haben weltweit die meisten Atomkraftwerke. Ab den 1980er-Jahren wurden wegen Sicherheitsbedenken und der fraglichen Endlagerung des anfallenden Atommülls jedoch kaum neue Reaktoren gebaut. Erst in jüngster Zeit hat sich das Interesse an der Atomenergie aufgrund ihrer Rolle als CO₂-arme Energiequelle wieder belebt. Das US-Energieministerium signalisierte vor knapp drei Jahren, die Weiterentwicklung der Atomenergie zu fördern. Westinghouse Electric, das inzwischen von Investoren übernommen und aus dem Insolvenzverfahren genommen wurde, stellte im Mai einen Small Modular Reactor mit 300 MW elektrischer Leistung vor, der noch in diesem Jahrzehnt gebaut werden könne. Auch in Frankreich und Großbritannien werden neue Atomkraftwerke gebaut. In Deutschland sind dagegen alle Atomkraftwerke vom Netz gegangen.

(anw)