Für Drohnenkrieg: Russische Söldnertruppe sucht in sozialen Netzen nach "Gamern"

Die russische Söldnertruppe Wagner verzeichnet seit Wochen hohe Verluste. Nun werden Individuen mit "Gaming-Hintergrund" für die Steuerung von Drohnen gesucht.

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Hand an Playstation-Controller

(Bild: Ksjundra07/Shutterstock.com)

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Die russische Söldnertruppe Wagner rekrutiert angeblich inzwischen gezielt in sozialen Netzwerken junge Menschen mit einem "Gaming-Hintergrund" für die Steuerung unbemannter Drohnen im Angriffskrieg gegen die Ukraine. Das berichtet das US-amerikanische Institut für Kriegsstudien (ISW) im jüngsten seiner täglichen Lageberichte zum Ukraine-Krieg.

Der Think-Tank beruft sich dabei auf die regierungskritische russische Onlinezeitung Verstka (Вёрстка), die entsprechende Anzeigen zitiert. Gesucht werden demnach Gamer im Alter von 21 bis 35 Jahren, denen "gut vorbereitete Ausbilder, Gesundheits- und Lebensversicherung sowie moderne Ausrüstung" versprochen wird. Auch die Auszahlung aller zugesicherten Bezahlungen wird demnach versprochen.

Wagner ist die Privatarmee des russischen Geschäftsmanns Jewgeni Prigoschin, einem engen Vertrauten von Präsident Wladimir Putin. Für die Truppe waren bislang viele Männer direkt aus russischen Gefängnissen rekrutiert worden, im Gegenzug für einen Kampfeinsatz winkte ihnen die Freiheit. Dafür mussten sie aber erst einmal die blutigen Kämpfe überleben.

Laut dem ISW ist die Suche nach Gamern für den Drohnenkrieg auch eine Folge besonders heftiger Verluste der Söldnertruppe in den vergangenen Wochen und Monaten. Der ukrainische Militärgeheimdienst GRU hat demnach auch noch den Audiomitschnitt eines Telefonats eines russischen Soldaten veröffentlicht, in dem der von den heftigen Verlusten bei Wagner erzählt.

Die Rekrutierungskampagne der Söldnertruppe zeigt nicht nur auf, wie russische Einheiten versuchen, ihre Ränge ohne eine allgemeine Mobilmachung zu befüllen. Sie weist auch erneut auf den Stellenwert des Drohnenkriegs hin. Den hatte anfangs die Ukraine dominiert, inzwischen hat Russland nachgezogen. Die französische Zeitung Le Monde zitierte jüngst eine Analyse, der zufolge die Ukraine jeden Monat etwa 10.000 Drohnen verschiedenster Bauarten verliert. Dabei dürfte es sich zwar zumeist um kleine, kommerziell verfügbare oder selbst gebaute Exemplare für die Aufklärung handeln, die leicht zu ersetzen sind. Trotzdem ist die Zahl immens. Dass für deren Steuerung erfahrene Piloten nötig sind, zeigt der Schritt von Wagner. Ob ein "Gaming-Hintergrund" dafür ausreicht, ist aber mindestens fraglich.

(mho)