Keine "neutrale" Plattform: Mozilla öffnet Warteliste für Mastodon-Instanz

Mozilla plant eine große Instanz für die Twitter-Alternative Mastodon. Dort soll Meinungsfreiheit nicht über allem stehen. Nun gibt es eine Warteliste.

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(Bild: Tada Images/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Fünf Monate nachdem Mozilla eine öffentlich zugängliche Instanz für die Twitter-Alternative Mastodon angekündigt hat, gibt es nun eine Warteliste dafür. Wer einen Account auf Mozilla.social haben möchte, kann sich darauf eintragen, um dann beim Aufbau der Instanz zu helfen. Gleichzeitig erklärte die für Firefox und Thunderbird verantwortliche US-Organisation, dass es darauf in einem wichtigen Punkt ganz anders zugehen soll als in den anderen großen sozialen Netzwerken: Man baue keine weitere, angeblich "neutrale" Plattform. Auf Mozilla.social werde das Recht auf freie Meinungsäußerung nicht so weit ausgelegt, dass es auch Schäden für andere umfasse. Man werde lieber zu viel unternehmen, um die dort aktiven Menschen vor Hetze, Drohungen und Belästigungen zu schützen.

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Die Twitter-Alternative Mastodon wird seit 2016 entwickelt und nachdem Elon Musk das Vorbild übernommen hat, gab es ein enormes Wachstum. Zwar ist das Netzwerk in absoluten Zahlen noch immer deutlich kleiner als Twitter, weil aber viele besonders aktive Nutzerinnen und Nutzer wechseln, ist dort inzwischen merklich mehr los. Mastodon ist Teil des Fediverse (aus "Federation" und "Universe"), einer Sammlung von dezentralen Diensten, die untereinander Inhalte föderieren, sich also zusammengeschlossen haben, um Inhalte untereinander auszutauschen. Zusammen bilden sie ein Gegenmodell zu den stark abgegrenzten kommerziellen Plattformen wie Facebook und Twitter.

Anders als andere soziale Netzwerke wird Mastodon nicht von einem Unternehmen kontrolliert, sondern setzt sich aus vielen großen und kleinen Instanzen zusammen, die miteinander kommunizieren können. Betrieben werden die von Privatleuten, Firmen und Organisationen. Die können dort das Erscheinungsbild anpassen und legen auch jeweils die darauf geltenden Regeln fest. Auf einigen Instanzen gibt es nur einen Account, auf anderen Dutzende, Hunderte oder gar Hunderttausende. Die bislang größte heißt Mastodon.social und wird von Eugen Rochko betrieben. Dem Entwickler von Mastodon. Mozilla ist zuzutrauen, mit der eigenen Instanz ein Gegengewicht zu bauen, bis dahin will die Organisation aber noch Vorbereitungen treffen.

Anfangs werde es auf Mozilla.social nicht wirklich anders aussehen, als anderswo bei Mastodon, erklärt Steve Teixeira von Mozilla gegenüber The Verge. Lediglich bei der Festschreibung der Regeln werde man sich unterscheiden, bei der Moderation will die Organisation demnach auf eine Mischung aus manueller und automatisierter Arbeit setzen. Man plane aber auch, Mastodon darüber hinaus aufzuhübschen, denn vor allem bei der Bedienoberfläche verdiene das Protokoll etwas Liebe, wie es Teixeira ausdrückt. Außerdem habe man Interesse, die Verifizierung von Accounts zu verbessern. Auf lange Sicht will man zudem an Verbindungen zu anderen Netzwerken arbeiten, primär zur ebenfalls wachsenden Twitter-Alternative BlueSky.

Viel Lob gibt es von Mozilla erneut für das Fediverse insgesamt, in dem Mastodon lediglich einen Teil ausmacht. Das offene Netzwerk verlagere die Macht weg von den großen Tech-Unternehmen und hin in die Hände verschiedener Stimmen, die eine soziale Plattform aufbauten, die den Bedürfnissen der Menschen und nicht von Aktionären genügen. Bei Mozilla hofft man, dass darin auch öffentliche Dienstleistungen eine Heimat finden, die nicht von einer einzelnen Person oder einer kleinen Gruppe wieder weggenommen werden könne. Damit bezieht er sich ziemlich deutlich auf Twitter und Elon Musk, der dort zuletzt öffentliche Sendeanstalten und Organisationen wie Wetterdienste vertrieben hat.

(mho)