Naturfototage 2013: Schöne Bilder aus der Kälte

Nordeuropa ist das Thema der diesjährigen Fürstenfelder Naturfototage, die vom 09. bis 12. Mai 2013 im Veranstaltungsforum Fürstenfeld stattfinden. Ein Interview mit dem Veranstalter Udo Höcke.

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Von
  • Dr. Thomas Hafen

Nordeuropa ist das Thema der diesjährigen Fürstenfelder Naturfototage, die vom 09. bis 12. Mai 2013 im Veranstaltungsforum Fürstenfeld stattfinden. Ein Interview mit dem Veranstalter Udo Höcke.

siehe auch:
- Natur gekonnt fotografieren
- Fotokunst bei seen.by
- Die Naturfototage 2012

- Aktuelle Bilder in der Galerie

Herr Höcke, der Wettbewerb Glanzlichter und die Naturfototage finden in diesem Jahr zum 15. Mal statt. Was sind Ihrer Ansicht nach die größten Veränderungen, welche die Naturfotografie seit den Anfängen der Veranstaltung erfahren hat?

Udo Höcke: Die Naturfotografie ist technischer geworden, bedingt durch die Entwicklung der digitalen Fotografie. Die gestiegene Anzahl an Wettbewerbseinsendungen oder der Wechsel von der Dia-Projektion zum Beamer auf den Fürstenfelder Naturfototagen sind dabei nur die sichtbaren Veränderungen. Verändert hat sich auch die Einstellung der Naturfotografen. Stand früher der Austausch über das Motiv mit Aufnahmeort oder Tierverhalten im Vordergrund, wird heute meist über die technischen Aufnahmedaten gesprochen. Wenn dieser Austausch auf Fotoreisen überhaupt noch stattfindet, denn meist führt der erste Weg nach dem Fototag an den eigenen Laptop.

Supertele-Objektive (11 Bilder)

Canon EF 200-400mm f/4L IS 1.4x

Canons Supertele EF 200-400mm mit intergriertem 1,4x-Telekonverter kommt vielleicht in 2014. (Bild: Canon)

Welche Auswirkungen hat die zunehmende Digitalisierung auf den Wettbewerb?

Udo Höcke: Die Digitalisierung hat die Fotografie wieder aus ihrer Nische mehr in den Mittelpunkt gerückt. Es wird mehr fotografiert und die verschiedenen Kameraautomatiken sorgen auch für bessere Bilder. Auch die Wettbewerbsteilnahme hat sich vereinfacht, denn mittlerweile kann der Datensatz ganz einfach auf unseren Server hochgeladen werden. Bilder können bis zum Einsendeschluss noch ausgetaucht werden und nach Jurierung kann jeder Teilnehmer in seinem Account sehen, wie weit seine einzelnen Bilder gekommen sind.

Wie hoch ist heute der Anteil der Wettbewerbsbeiträge, die noch auf Film fotografiert werden?

Der Naturfototage-Veranstalter Udo Höcke

Udo Höcke: Unter den 18.450 Bildeinsendungen waren in diesem Jahr nur noch 102 Dias vertreten, gerade noch einmal ein halbes Prozent. Die Wettbewerbs-Teilnehmer müssen bei der Dateneingabe angeben, ob es sich bei dem Bild um ein eingescanntes Dia handelt, damit wir wissen, dass es bei einer späteren Vergrößerung keine Probleme gibt. Daher wissen wir, dass weitere drei Prozent noch mit Film fotografiert wurden.

Weniger Dias heißt auch: weniger Logistik?

Udo Höcke: Ja, auch da gibt es gravierende Veränderungen. Früher stand ein ganzes Zimmer voll mit Dia-Einsendungen und ein großer Teil der Arbeit bestand im Auspacken der Dia-Journale und im Zuordnen der Dias in die einzelnen Kategorien und erst Recht im tagelangen Rücksortieren in die einzelnen Journale. Heutzutage besteht der größte Teil der Arbeit im Sichten und Beurteilen der gestiegenen Anzahl an Teilnehmerbildern. Dies ist aber die weitaus angenehmere Beschäftigung als Tausende von Dias zu managen.

Mit der Digitalisierung haben auch die Möglichkeiten der Manipulation enorm zugenommen. Welche Formen der Bildbearbeitung sind für Sie noch akzeptabel, welche lehnen Sie ab?

Udo Höcke: Grundsätzlich sollte man sich bei Bildbearbeitungen nicht allen technischen Neuerungen verschließen, denn auch schon früher wurden Bilder bei der Entwicklung nachträglich bearbeitet. Bildmanipulationen wie das klassische Stempelwerkzeug in Photoshop sind aber nicht erlaubt und führten auch schon bei einigen jurierten Gewinnerbildern nachträglich zur Disqualifikation. Erlaubte Bildbearbeitungsschritte sind dagegen Bildbeschnitt, Tonwertkorrektur, Kontrast- und Sättigungsanpassung sowie Schärfung, wobei die Intensität der einzelnen Bearbeitungsschritte sich nicht negativ auf den Bildeindruck auswirken sollte. Auch Mehrfachbelichtungen, soweit durch die Kamera unterstützt, HDR und Stitching werden zugelassen.

Ist nicht jedes Foto eine Manipulation, eine Interpretation der Wirklichkeit – allein durch die Wahl von Ausschnitt, Brennweite, Perspektive und Belichtung?

Udo Höcke: Die philosophische Antwort darauf hat bereits Ansel Adams gegeben: "Was interessiert mich die vorgefundene Realität? Endzweck ist das perfekt ausgearbeitete Bild, in dem der Fotograf das verwirklicht sieht, was ihn zur Aufnahme veranlasste."

Die Naturfotografie ist ein Massenphänomen geworden, das sieht man ja nicht zuletzt an den enormen Besucherzahlen auf den Naturfototagen. Wird es dadurch für professionelle Naturfotografen nicht immer schwieriger, sich zu differenzieren und von der Fotografie zu leben?

Udo Höcke: Der professionelle Naturfotograf kann sich heutzutage nur noch differenzieren, indem er eine ganze Geschichte anbietet. Sowohl im Bild, in Form von Bilderserien oder Langzeitstudien aber auch im Text mit informativen Hintergründen. Professionelle Naturfotografen, die ihre eigene Individualität dadurch beweisen, werden immer von ihrer Fotografie leben können.

Das Thema der diesjährigen Naturfototage ist Nordeuropa. Warum fasziniert der Hohe Norden so viele – nicht zuletzt auch deutsche – Naturfotografen?

Udo Höcke: Nordeuropa bietet eine unwahrscheinliche Vielzahl an Lebensräumen und damit Fotomotiven, wie sie so komprimiert kaum in einer anderen Region auf der Welt zu finden sind. Angefangen bei der „Feuerinsel“ Island, über die „Faszination Eis“ in Grönland und Spitzbergen, den „Bergen und Fjorden“ in Norwegen, dem „Waldreichtum“ in Schweden und den „Tausend Seen“ in Finnland. Dazu kommt noch die vielfältige einheimische Tierwelt. Ein weiterer Grund ist, dass Nordeuropa für uns Mitteleuropäer leichter zu erreichen ist, als andere Hotspots der Naturfotografie - und dazu noch in der gleichen Klima- und Zeitzone und ohne größere Einreiseformalitäten.

Spiegelt sich diese Beliebtheit auch in den Vorverkaufszahlen wider?

Udo Höcke: Ja, der Zuschauerzuspruch überrascht uns selbst, denn die Besucherzahlen im Vorverkauf sind die Zweitbesten in den ganzen 15 Jahren. Nur unsere Jubiläumsveranstaltung im vergangenen Jahr – 10 Jahre Naturfototage in Fürstenfeld – mit dem ausverkauften Haydn-Konzert "Die Schöpfung" liegt momentan noch davor.

Die arktischen und subarktischen Gebiete der Erde sind am stärksten vom Klimawandel betroffen. Wird diese Bedrohung in der Naturfotografie ausreichend thematisiert?

Udo Höcke: Der Großteil der aktuellen Naturfotografie dokumentiert immer nur eine Bestandsaufnahme. Lediglich professionelle Naturfotografen/-schützer haben die Möglichkeit aus ihrem Fotobestand oder aus zugekauftem historischem Material diese Bedrohung ausreichend zu thematisieren.

Verstehen Sich die Naturfototage auch als Naturschutzveranstaltung?

Ein Naturfotovortrag und erst recht ein Naturfotofestival haben immer den Auftrag die umweltspezifischen Probleme zu thematisieren. Denn nur bei ausreichendem Bewusstsein und einer Einstellungsänderung können die Motive der Naturfotografen Bestand haben. Wir glauben an dieses Konzept, und deshalb erhalten alle Naturschutzverbände einen kostenlosen Standplatz, oder wir mieten sogar Naturschutzausstellungen an.

Das Angebot auf den Naturfototagen hat sich in den vergangenen Jahren beständig weiter entwickelt, etwa durch die Greifvogelwiese oder den Bauernmarkt. Gibt es auch 2013 etwas Neues zu berichten?

Passend zum Thema "Nordeuropa" wird dieses Jahr auf der „Eventwiese“ ein Hundeschlittengespann dabei sein, auch um darüber zu informieren, dass ein Husky kein Schoßhund ist und sehr viel Aufmerksamkeit verlangt. Außerdem steht erstmals dort ein Gyrokopter, gewissermaßen ein „Mini-Hubschrauber“ der für Naturfotografen eine preiswerte Alternative zum eigenen Flug darstellt, um Luftaufnahmen bei gleichzeitig uneingeschränkter Sicht in alle Richtungen zu machen. Im Fotomarkt wird im neuen Blitzlicht-Studio erstmals systemübergreifend mit Canon, Nikon und Quantum gearbeitet. Direkt daneben hat CEWE erstmals eine große Ausstellungsfläche und wird, neben einigen anderen neuen Ausstellern, viele neue fotografische Aspekte in den Fotomarkt einbringen.

Das Interview führte Dr. Thomas Hafen für seen.by im April 2013


(keh)