Prozess gegen FTX-Chef: SBF erinnert sich an wenig und bereut Fehler "zutiefst"

In New York neigt sich der Prozess gegen Sam Bankman-Fried dem Ende zu. Im Zeugenstand berief der sich oft auf Gedächtnislücken, nur um dann erinnert zu werden.

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FTX-Logo vor Kurskurve

(Bild: Shutterstock)

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Im Gerichtsverfahren gegen den ehemaligen Chef der insolventen Kryptogeldbörse FTX hat Sam Bankman-Fried am Dienstag seine zweitägige Zeugenaussage beendet und immer wieder behauptet, bestimmte Sachverhalte vergessen zu haben. Wie The Verge zusammenfasst, hat Staatsanwältin Danielle Sassoon ihn im Kreuzverhör mehrfach auf ganz konkrete Begebenheiten angesprochen, woraufhin er meinte, sich nicht erinnern zu können.

Immer und immer wieder habe sie dann Tweets, Fotos oder gar Videos zeigen können, die sie aber belegten. Auf die Jury habe das einen sichtlich schlechten Eindruck gemacht und die Beobachter sind sich offenbar einig, dass er sich mit dem ungewöhnlichen Schritt, selbst auszusagen, keinen Gefallen getan hat. Am heutigen Mittwoch sollen nun wohl die Schlussplädoyers folgen, woraufhin die Jury sich zur Beratung zurückziehen dürfte.

Nachdem es am Montag vor allem um Widersprüche zwischen Bankman-Frieds öffentlichen Aussagen zum Geschäft von FTX und dem tatsächlichen Betrieb der Firma gegangen war, stand am Dienstag laut New York Times die Frage im Zentrum, wann genau er von den fehlenden Milliarden erfahren hat. Während der Angeklagte bislang behauptet hat, erst im Oktober mitbekommen zu haben, dass acht Milliarden US-Dollar von FTX fehlten, hatte ein Entwickler ausgesagt, Bankman-Fried bereits im Sommer davon erzählt zu haben. Der hat nun aber im Zeugenstand behauptet, damals nicht weiter nachgehakt zu haben, weil seine "Angestellte beschäftigt waren und meinten, ich soll aufhören, ablenkende Fragen zu stellen". Das fehlende Geld war in den mit FTX verbundenen Hedgefonds Alameda Research geflossen. Bankman-Fried meinte jetzt, er bedauere zutiefst, den fehlenden 8 Milliarden US-Dollar nicht weiter nachgegangen zu sein.

Insgesamt habe Bankman-Fried in der Befragung durch die Staatsanwältin zugeben müssen, dass er von den Finanzproblemen bei Alameda gewusst habe und für einige riskante Investments persönlich verantwortlich war, fasst Bloomberg zusammen. Zum Abschluss ging es dann noch um die enge Beziehung, die FTX zu den Behörden in den Bahamas unterhalten hat. Erwähnt wurde ein angebliches Angebot, die Schulden des Inselstaats zu bezahlen und ein Essen mit dem Premierminister. Wie das genau ausgesehen habe, daran könne er sich aber nicht erinnern, meinte Bankman-Fried demnach – woraufhin ein Video des Dinners gezeigt wurde. Schließlich zeigte die Anklage demnach noch Unterlagen, die zeigten, dass FTX nach dem Kollaps noch Kunden und Kundinnen auf den Bahamas erlaubt hatte, ihr Geld abzuheben – während alle anderen ihre Einlagen verloren.

Bankman-Fried wird vorgeworfen, Gelder von FTX-Kunden ohne deren Wissen abgezweigt und für persönliche Bereicherung genutzt zu haben. Während er öffentlich immer beteuert habe, wie sicher die Einlagen seien, waren Milliarden an Alameda Research geflossen, wo sie unter anderem durch riskante Geschäfte verloren gingen. Der Prozess gegen ihn läuft seit Anfang Oktober und hat kein gutes Licht auf ihn geworfen. Enge Vertraute wie seine ehemalige Lebensgefährtin Caroline Ellison kooperieren mit der Anklage und sagen gegen ihn aus. Der Angeklagte plädiert auf unschuldig. Nachdem er sich lange gegen Kaution zu Hause auf den Prozess hatte vorbereiten können, war er vor wenigen Wochen ins Gefängnis gesperrt worden, weil er versucht haben soll, sie als wichtigste Zeugin einzuschüchtern. Er hatte private Tagebücher von ihr an die New York Times gegeben.

(mho)