Viel Zeit für Erklärungen: Wie die Vision Pro von Apple verkauft wird

Apples erstes neue Produkt seit der Apple Watch ist teuer und die Killer-App scheint zu fehlen. Deshalb setzt der Konzern auf eine ganz neue Verkaufsstrategie.

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Vision-Pro-Verkaufsgespräch im Apple Store

Vision-Pro-Verkaufsgespräch im Apple Store.

(Bild: Apple)

Lesezeit: 5 Min.
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Apple plant einen ausgefeilten Verkaufsprozess für die Vision Pro. Das Mixed-Reality-Headset, das am 2. Februar exklusiv in den USA auf den Markt kommt und ab diesem Freitag vorbestellt werden kann, soll in langen Demositzungen in Apples Ladengeschäften an die unentschlossene Kundschaft gebracht werden. Das berichtet Bloomberg-Journalist Mark Gurman in seinem Newsletter vom Wochenende. Vorgesehen sind demnach jeweils 25 Minuten lange Vorführungen. Dafür sollen in manchen Läden mehr als ein Dutzend Geräte vorhanden sein, außerdem wird ein spezieller Sitzbereich eingerichtet.

Zwar rechnen die meisten Beobachter damit, dass es Apple gelingen wird, die erste Vision-Pro-Lieferung auszuverkaufen – anfangs soll es nur maximal 80.000 Einheiten geben. Doch um das Geschäft am Laufen zu halten, muss Apple auch Menschen überzeugen, die bislang noch keine Verkaufsentscheidung gefällt haben. Während der Demo wird das Headset zunächst an den Kunden angepasst. Dazu wird ein Gesichtsscan durchgeführt. Daraus ergibt sich die Größe des Light Seals, das es in 25 verschiedenen Varianten geben soll, zudem gibt es zwei verschiedene Kissengrößen. Im Laden soll es außerdem eine Auswahl an Einsatzgläsern für Menschen mit Brille geben, angeblich sollen es Hunderte sein. Um die richtigen zu finden, kann der Apple-Mitarbeiter eine vorhandene Brille überprüfen.

Nachdem die Vision Pro von einem Mitarbeiter angepasst wurde, beginnt die Demonstration nach einem Setup-Prozess, bei dem das Headset an Augen und Hände angepasst wird. Der Mitarbeiter erklärt die Verwendung der digitalen Krone, mit der man zwischen Virtual- und Augmented-Reality wechseln kann sowie die Nutzung des "Fit Dial", mit dem sich das Kopfband anpassen lässt. Ein zusätzliches Headband, das über dem Kopf angebracht wird und das Gewicht besser verteilt (Dual Loop), soll während der Demos nicht angeboten werden, schreibt Gurman. Während der Demonstration kann der User dann Fotos und Panoramen sehen, Spatial-Fotos und Spatial-Videos betrachten (in 3D), die Vision Pro als Mac- und iPad-Ersatz nutzen sowie verschiedene immersive Filme (auch in 3D) betrachten.

Sinn der langen Sitzung ist es, dem Nutzer Lust auf mehr zu machen, ihn aber nicht zu sehr anzustrengen, heißt es in Apples interner Strategie laut Bloomberg. Auch einige Third-Party-Apps lassen sich ausprobieren. Apple hatte extra Mitarbeiter ins Hauptquartier nach Cupertino eingeflogen, um sie zu trainieren – sie sollen ihr Wissen nun an andere Mitarbeiter weitergeben. Im Gegensatz zu früheren Produktstarts soll den Mitarbeitern sogar erlaubt werden, das Headset vor dem 2. Februar auszuprobieren, um sich damit vertraut zu machen. Es sei wichtig, dass sich die Kunden beim Tragen der Vision Pro wohlfühlen. Das sei allerdings nicht unbedingt einfach aufgrund des Gewichts. Mehrere Apple-Retail-Mitarbeiter berichteten gegenüber Bloomberg, dass sie bereits nach einer halben Stunde Tragezeit das Gefühl hatten, "ihr Kopf sei müde und verschwitzt".

Erstes Zubehör für die Vision Pro ist unterdessen im Anflug: Es soll sich um einen Clip für das zwingende Akkupack des Headsets handeln. Geliefert wird es von der Foxconn-Tochter Belkin, die oftmals erster Anbieter von wichtigem Apple-Zubehör ist. Gurman berichtet weiter, dass der M2-Chip in der Vision Pro wohl die "Higher End"-Variante sei – mit 10 GPU-Kernen und 8-CPU-Kernen. Bis zuletzt hatten Beobachter gehofft, dass Apple den aktuelleren M3 verbaut, immerhin kostet die Vision Pro mindestens 3500 US-Dollar plus Umsatzsteuer.

Apple bevorzugt es zwar, die Vision Pro in seinen Läden in den USA anzupreisen, doch wird es das Produkt auch online geben. Bestellstart ist an diesem Freitag (19. Januar) um 14 Uhr mitteleuropäischer Zeit. In einer E-Mail an US-Kunden hieß es nun, sie benötigten ein iPhone oder iPad mit Face ID, um die richtige Größe von Light Seal, Kissen und Kopfbändern zu bestellen – "für einen präzisen Sitz". Dazu wird die aktuelle Version der Apple Store App verwendet.

Auch lassen sich Zeiss-Gläser gleich mitbestellen. Die magnetisch angebrachten "Optical Inserts" gibt es für 100 Dollar für Lesebrillenträger und 150 Dollar für Menschen, die verschreibungspflichtige Gläser tragen. Hierzu kann man dann ein gültiges, "nicht abgelaufenes" Rezept einreichen. Man könne dank der Zusammenarbeit mit Zeiss "die meisten Rezepte" umsetzen, so Apple. Wie lange das dauert, ist noch unklar.

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(bsc)